02 Ernährung
Scharfe Schoten
gegen kalte Tage

Es brennt auf der Zunge oder im Hals und treibt uns die Schweißperlen auf die Stirn. Scharfes Essen scheidet die Gemüter. Für die einen geschmackvoller und gesunder Kick, für die anderen eher feurige Qual und Belastungsprobe für den Magen. Wie viel Gesundheit steckt im scharfen Genuss – und wann wird’s zu heiß für den Körper?
Was die Schärfe in uns auslöst
Das, was wir als scharf empfinden, ist genau genommen kein Geschmack, sondern ein Schmerz- und Hitzereiz. Verantwortlich dafür sind Stoffe wie das Capsaicin in Chilis, Piperin in Pfeffer oder Gingerol in Ingwer. Diese reizen die Nervenenden in unserem Mund, die normalerweise auf Hitze reagieren.
Das Gehirn empfängt ein Schmerzsignal und versucht, gegen diesen vermeintlichen Schmerz anzukämpfen: Es schüttet vermehrt Endorphine aus, was zum sogenannten „Pepper-High-Effekt“ führen kann. Für Menschen, die nicht regelmäßig sehr scharf essen, kann sich das „Pepper High“ als eine Mischung aus Wärme, Kribbeln, leichtem Schwindel oder einer kurzen Euphoriewelle bemerkbar machen.

Warum Schärfe wärmt
Wenn uns das nasskalte Wetter frösteln lässt, sorgt eine feurige Mahlzeit für eine angenehme und tief-gehende Wärme von innen heraus. Dies ist auf den ersten Blick eigentlich paradox. Denn tatsächlich glaubt der Körper nach dem Verzehr scharfer Speisen, dass ihm zu heiß ist. Capsaicin oder Gingerol reizen nicht nur im Mund, sondern im Körper spezielle Wärmerezeptoren, die normalerweise echte Hitze registrieren.
Der Körper reagiert darauf mit seinen typischen Abkühlmechanismen: Er erweitert die Blutgefäße und kurbelt die Durchblutung an – vor allem an der Hautoberfläche. Und genau das empfinden wir als wohltuende Wärme. Kalte Finger werden besser durchblutet, der Kreislauf kommt in Schwung, ein angenehmes Prickeln breitet sich aus. Schärfe wärmt also nicht, weil sie Hitze spendet – sondern weil sie den Körper dazu bringt, so zu tun, als ob.

Die gesundheitlichen Vorteile von Capsaicin und Co.
Die positiven Effekte von scharfem Essen sind vielfältig und gut erforscht. Capsaicin wirkt gefäßerweiternd, was die Durchblutung fördert und dabei helfen kann, den Blutdruck zu regulieren. Scharfe Gewürze regen außerdem die Produktion von Magensaft und Speichel an. Das kann die Verdauung, insbesondere von fettreichen Speisen, erleichtern.
Nicht zuletzt haben Gingerol und Capsaicin entzündungshemmende und antibakterielle Effekte und wirken als Antioxidanzien. Sie unterstützen so das Immunsystem.

Wann ist Vorsicht geboten?
Die positiven Wirkungen können jedoch auch ins Gegenteil umschlagen. Was bei bei vielen Menschen den Kreislauf belebt und die Verdauung anregt, kann bei empfindlichen Personen zu Reizungen, Schmerzen oder sogar Entzündungen führen. Magenschleimhautreizungen, Sodbrennen oder ein nervöser Darm sind typische Beschwerden. Und auch das Herz-Kreislauf-System profitiert nicht automatisch von jeder Portion Chili: Während moderate Schärfe den Blutdruck leicht senken und die Durchblutung fördern kann, reagieren manche Menschen mit Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen empfindlich auf starke Schärfe.
Für alle gilt: An die Schärfe sollte man sich langsam herantasten und die individuelle Toleranzgrenze nicht überschreiten. Sollte es doch einmal zu feurig geworden sein, hilft Wasser übrigens kaum, da Capsaicin fettlöslich ist. Besser sind Milch, Joghurt, ein Stück Käse oder auch stärkehaltige Lebensmittel wie Brot oder Reis, um das Brennen im Mund zu lindern.
